Chronik

Zwischen Tradition und Moderne

Chronik der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung

Die Geschichte der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung reicht bis zum 2. Dezember 1833 zurück. An diesem Datum riefen engagierte Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger aus sozialer Verantwortung heraus die „Pflegeanstalt für dürftige Kinder“ ins Leben – allen voran Medizinalrat Dr. David Mansfeld und Amalie Löbbecke (verheiratet mit dem Bankherrn Friedrich Löbbecke). Mit großem Engagement setzten sich die Namensgeber der heutigen Stiftung fortan für benachteiligte junge Menschen ein. Sie gaben den Kindern ein fürsorgliches Zuhause, während deren Eltern tagsüber über 14 Stunden in Braunschweiger Fabriken arbeiteten. Den Kindern galt bedingungslose Solidarität und Betreuung im Zeichen von Nächstenliebe und Anteilnahme. Bis zum heutigen Tag hält die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung an dieser gelebten Tradition im Zeichen der Humanität fest. Der Betreuungsschwerpunkt wurde seitdem um sozialtherapeutische und pädagogische Aspekte erweitert.

1833 bis 1945

Mit Beginn der Stiftungsarbeit im 19. Jahrhundert war es für die ehrenamtlich tätigen Gönner aufgrund des raschen Zulaufs von „Pfleglingen“ zunächst wichtig, geeignete neue Unterkünfte zu finden. 1834 wurden sie in der Braunschweiger Leopoldstraße fündig. Dort entstand die „Pflegeanstalt für dürftige Kinder“ (später „Stiftung Kleinkinderbewahranstalt”, seit Mitte der 1920er Jahre bis heute „Volkskindergarten”), die 1837 in den Stand der „milden Körperschaft“ gehoben wurde. Dort wurde auch der Grundstein für das heutige gemeinnützige interdisziplinäre Netzwerk der freien Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung Mansfeld-Löbbecke-Stiftung gelegt.

 

Während des Zweiten Weltkriegs übernahm die Stiftung für ein weiteres Kinderheim in Braunschweig die Trägerschaft: das 1906 vom Braunschweiger Frauenhilfsverein „Elisabeth” gegründete Elisabethheim im Bültenweg. Dieses Kinderheim wurde bis dahin durch eine Stiftung des Fabrikanten Max Jüdel finanziert. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschärfte sich die wirtschaftliche Not des Kinderheimes. Auf Wunsch der Stadt Braunschweig übernahm die spätere Mansfeld-Löbbecke-Stiftung die Trägerschaft und dehnte den Stiftungszweck auf die gesamte Jugendhilfe aus. Der erste Bombenangriff 1943 erzwang die Evakuierung der Kinder nach Hahnenklee im Oberharz. Dort stand ein Schullandheim im Besitz der Jüdel-Stiftung zur Verfügung. Noch heute werden diese Räumlichkeiten von der Stiftung genutzt.

1945 bis 1975

Mitte der 1950er Jahre wurde der Braunschweiger „Volkskindergarten“ in die Trägerschaft des Jugendamtes der Stadt Braunschweig übergeben und die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung von 1833 erweiterte ihre Aktivitäten systematisch in der Kinder- und Jugendhilfe. Im Jahre 1967 wurde die Satzung der Stiftung neu gefasst und als Stiftungszweck schwerpunktmäßig die Heimpflege „entwicklungsgehemmter Kinder“ festgeschrieben. Die offizielle Bezeichnung „Mansfeld-Löbbecke-Stiftung von 1833“ trägt die Stiftung seit 1975.

1975 bis 2002

Seit Anfang der 1980er Jahre konnte die Stiftung mit Unterstützung der Hammer-Stiftung die pädagogische Wohngruppenarbeit und ihr Angebotsspektrum ausweiten. Damit baute die Stiftung ihre Trägerschaft in der freien Jugendhilfe aus. Parallel dazu nahm die Jugendhilfe eine ganzheitlich sozialtherapeutische Ausrichtung an. An verschiedenen Standorten in der Region Braunschweig-Harz wurden infolge der kontinuierlichen Erweiterung neue Gebäude und Wirkungsstätten etabliert. So konnte 1986 in Hahnenklee beispielsweise die Amalie-Löbbecke-Schule (ehemals Neue Waldschule) als staatlich anerkannte Förderschule mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung eröffnet werden. Nur wenig später folgte eine Zweigstelle in Clausthal-Zellerfeld, die im Jahr 2000 nach Vienenburg verlegt wurde. Die 2002 eingeweihte Moreno-Schule in Wolfenbüttel (heute Dr. David Mansfeld-Schule) komplettierte die schulische Angebotsvielfalt der MLS.

2002 bis 2015

Ein großes Bauvorhaben konnte Ende 2004 nach nur sechsmonatiger Bauphase erfolgreich abgeschlossen werden: die Errichtung des neuen Verwaltungs- und Schulungsgebäudes an der „Alten Heerstraße“ in Goslar-Baßgeige. Im Erdgeschoss des zweigeschossigen Gebäudes ist die Geschäftsstelle der Stiftung untergebracht, im Obergeschoss sind neue Teamräume integriert.

In den Folgejahren kamen weitere neue stationäre Wohnangebote hinzu, wie zum Beispiel in der „Troppauer Straße“ in Goslar und in der „Schützenstraße“ in Bad Bodenteich. Die individuellen Wohnformen wurden durch die Standorte „Am Ölper Berge“ und „Walkürenring“ in Braunschweig erweitert. Das Netzwerk der MLS umfasste inzwischen sechs Individuelle Wohnformen, 14 stationäre Wohngruppen und eine Tagesgruppe.

 

Ein Höhepunkt im Jahr 2011 war die Eröffnung des Kommunikationszentrums in der „Alten Heerstraße“ in Goslar. Der große Saal mit Bühne bietet vielfältige Möglichkeiten für Fortbildungen, Veranstaltungen und sozialtherapeutische Arbeit.

 

Im Jahr 2012 standen erneut zwei Bauprojekte auf dem Programm: das neue Wohnangebot in Harlingerode sowie die Neugestaltung der damaligen Amalie-Löbbecke-Schule in Hahnenklee. Anfang 2013 entstand die Individuelle Wohnform “Am Flaschendreherkamp” in Braunschweig.

 

Für das Jahr 2014 bot die Stiftung erstmalig ein umfassendes Fortbildungsprogramm an, das auch externen Interessenten offen steht. Das Fortbildungsprogramm ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Personalentwicklung in der MLS.

 

Die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung zählt längst zu den bundesweit gefragtesten Anbietern in der Begleitung junger Menschen mit psychischen Erkrankungen.

2015 bis heute

Im Jahr 2018 konnte die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung auf einem Jubiläumsempfang auf ihr 185-jähriges Bestehen und viele Meilensteine zurückblicken. Gleichermaßen konnte ein Ausblick auf kommende Entwicklungen gegeben werden: So zog die MLS zu Beginn des Jahres 2020 mit ihrer Geschäftsstelle von Goslar nach Wolfenbüttel. Grund hierfür ist die zunehmende räumliche Ausdehnung der Wohn-, Bildungs- und Betreuungsangebote der Stiftung von der Lüneburger Heide über die Region Braunschweig/ Wolfenbüttel bis in den Harz in den letzten Jahren. Die neue Geschäftsstelle ist nun zentraler Mittelpunkt der Stiftungsaktivitäten. Gleichzeitig integriert sich der Neubau in den Bildungs- und Sozialcampus im Norden von Wolfenbüttel, der sich durch nachbarschaftliche Kooperationsmöglichkeiten mit Einrichtungen der Lebenshilfe, des Deutschen Roten Kreuzes sowie des Diakonie-Kollegs auszeichnet. Auch die Hochschule Ostfalia mit der Fakultät Soziale Arbeit befindet sich in direkter Nähe.

 

Auf dem Gelände der Verwaltung wurden im selben Jahr erstmalig eine individuelle Wohnform für Bewohner*innen ab 12 Jahren und die Dr. David Mansfeld-Schule (ehemals Moreno-Schule) eröffnet.

 

Aber auch das vorherige Verwaltungsgebäude in der Alten Heerstraße in Goslar bleibt nicht ungenutzt. Hier befindet sich nun die Amalie Löbbecke-Schule, welche ihren ehemaligen Standort in Vienenburg für eine weitere Wohngruppe freimachte. Ein an den individuellen Bedarfen der jungen Menschen orientiertes und somit gesundes Wachstum der Betreuungskapazitäten kann durch die neuen Wohnangebote gewährleistet werden. Aktuell werden in der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung mehr als 200 junge Menschen durch ca. 500 pädagogische Fachkräfte betreut. Zur Zeit stehen 17 stationäre familienähnliche Wohngruppen für Kinder und Jugendliche sowie acht Individuelle Wohnformen für Jugendliche und junge Erwachsene im Betreuungsnetzwerk der Stiftung zur Verfügung.

Buch zur Geschichte

Wer einen detaillierten Einblick in die Geschichte unserer Stiftung werfen und damit historisch fundierte Einblicke über die Arbeit im Laufe der verschiedenen Epochen gewinnen möchte, dem sei das Buch „Jeder kriegt die Kurve “ von Daniel Schmidtmann und Guido Strohmenger empfohlen.

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