Jubiläumsjahr 2023

Die MLS feiert 190-jähriges Bestehen

Die Stiftung feiert Jubiläum! In diesem Jahr blicken wir zurück auf eine 190-jährige Geschichte sozialen Engagements für junge Menschen. Gegründet als Einrichtung zur Tagesbetreuung für Kinder armer Familien hat sich die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung über die Zeit bis zum modernen Anbieter der Sozialbranche entwickelt. Werfen Sie doch einen Blick in die untenstehende Historie und unsere Chronik „Jeder kriegt die Kurve“, um mehr zu erfahren.

 

In der langen Geschichte der Stiftung wurde viel bewegt und einige Herausforderungen waren zu meistern. Politische Rahmenbedingungen, Menschenbilder, technologischer Fortschritt und veränderte Bedarfe – der gesellschaftliche Wandel verlangte stets Reflexion des eigenen Wirkens und inhaltliche Neuausrichtung. Dieses Bewusstsein ist in der Stiftung bis in die Gegenwart verankert und führt uns in die Zukunft: Der Tradition verpflichtet, aber bereit zur innovativen Weiterentwicklung.

 

Mit zahlreichen Aktionen und Projekten feiern wir im laufenden Jahr das Jubiläum. Besonders freuen wir uns auf den festlichen Stiftungsempfang im November in Wolfenbüttel, zu dem wir all jene erwarten, die der Stiftung verbunden sind. Ehrengast und Festredner wird Herr Bundespräsident a. D. Joachim Gauck sein.

Ein Blick in die Vergangenheit

Zum 185-jährigen Stiftungsjubiläum im Jahr 2018 machten Daniel Schmidtmann und Guido Strohmenger der MLS ein besonderes Geschenk: die kindgerechte Chronik „Jeder kriegt die Kurve “.

Wer einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung im Laufe der Epochen gewinnen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. In gebundener Ausgabe erhalten Sie es im Sekretariat der Stiftung.

Meilensteine aus 190 Jahren Stiftungsgeschichte

1833 - Gründung der Stiftung

Schon in der Frühzeit der Industrialisierung tritt deren Kehrseite zutage: Männer und Frauen müssen von morgens bis abends in Fabriken arbeiten, um ein minimales Einkommen zu erwirtschaften und ihre Familien ernähren zu können. Für die Betreuung der Kinder, geschweige denn Bildung und Gesundheitsfürsorge, fehlen Zeit und Mittel – auch in Braunschweig.

 

Auf Initiative der Bankiersgattin Amalie Löbbecke und des späteren Medizinalrats David Mansfeld wird deshalb die „Pflegeanstalt für dürftige Kinder“ ins Leben gerufen. Zu den Unterzeichnerinnen des Gründungaufrufs zählen außerdem engagierte Frauen wie Marie Lachmann, Caroline Mansfeld, Wilhelmine Schärer und Charlotte Vieweg. Schon Ende 1834 werden gut 100 Kinder täglich versorgt.

1913 - Lernen wird kindgerecht

Seit Gründung der Stiftung werden die Kinder nicht nur beaufsichtigt und mit einer warmen Mahlzeit am Tag versorgt. Zur Vorbereitung auf die Schule gibt es Unterricht mit besonderem Fokus auf Disziplin, wie es zu jener Zeit Sitte ist. Erst allmählich entwickeln fortschrittliche Pädagogen wie Friedrich Fröbel Methoden des Lehrens und Lernens, die Alter und Entwicklungsstand berücksichtigen.

 

Anfang des 20. Jahrhunderts bringen engagierte Lehrerinnen und Erzieherinnen diese erstmals in den Betreuungsalltag ein.

1922 - Weltwirtschaftskrise zwingt zur Pause

Die Zeit der großen Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verringert das Stiftungsvermögen in kürzester Zeit, eine Kostenbeteiligung können Eltern sich nicht mehr leisten. Schweren Herzens entschließt man sich zur Schließung der „Kleinkinderbewahranstalt“, wie die Stiftung in diesen Jahren genannt wird. Etwa 70 Kinder müssen in andere Betreuungseinrichtungen wechseln, das Haus in der Braunschweiger Leopoldstraße wird vorübergehend der örtlichen Hochschule überlassen. Die Wiedereröffnung als Volkskindergarten ist erst 1926 möglich.

1939 - Gleichschaltung und Not im 2. Weltkrieg

In der NS-Zeit wird der sozialdemokratische Jugendamtsleiter Braunschweigs entlassen. Der Volkskindergarten unterliegt nun dem direkten Zugriff des Oberbürgermeisters. Gemäß neuer Satzung richtet sich das Angebot ausschließlich an „erziehungsfähige Kinder deutschblütiger Abstammung“ bis zu einem Alter von 14 Jahren. Das Kinderheim der aufgrund ihrer jüdischen Geschichte geplünderten Max-Jüdel-Stiftung wird dem Volkskindergarten übertragen. Bei Bombenangriffen in den Jahren 1943/1944 wird das Gebäude so stark beschädigt, dass die Kinder in ein Ferienheim im Harz evakuiert werden. Auch im Gründungshaus in der Leopoldstraße ist ein regulärer Betrieb längst nicht mehr möglich. Die Auflösung der Stiftung wird erwogen; nach Kriegsende erfolgt jedoch die baldige Wiedereröffnung unter städtischer Regie.

1953 - Gründung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Die Geschichte des Paritätischen Wohlfahrtsverband in Deutschland reicht zurück bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. In der Zeit des Nationalsozialismus wird er jedoch wieder aufgelöst. Die Neugründung nach dem Krieg erfolgt in Braunschweig. Zu den sieben Gründungsmitgliedern im Jahr 1953 zählt die heutige Mansfeld-Löbbecke-Stiftung, die zu dieser Zeit einen Kindergarten und Hort in Braunschweig und ein Kinderheim in Hahnenklee im Harz betreibt.

1967 - Inhaltliche Neuausrichtung

Mit einer Satzungsänderung wird der Grundstein gelegt für das, was die Stiftung heute auszeichnet. Mit dem Zweck der „Heimpflege für entwicklungsgehemmte Kinder“ wird im seinerzeit üblichen Duktus ein neuer Schwerpunkt gesetzt. Die Leistungen richten sich fortan an junge Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Beeinträchtigungen oder Lebenslagen, die eine positive Entwicklung erschweren, besonderen Betreuungsbedarf aufweisen.

1981 - Ein Name ist gefunden

Nach „Pflegeanstalt für dürftige Kinder“, „Kleinkinderbewahranstalt“ und „Kinderstiftung“ erhält die ehemals auch Volkskindergarten genannte Einrichtung den Namen, den sie bis heute trägt: Mansfeld-Löbbecke-Stiftung von 1833. So werden Gründer*innen und Tradition geehrt und dem Umstand Rechnung getragen, dass längst auch Jugendliche und junge Erwachsene begleitet und gefördert werden.

1986 - Erste Schule eröffnet

Nach etwa einjähriger Bauphase eröffnet die Stiftung die „Neue Waldschule“, ihre erste Ersatzschule in freier Trägerschaft am Standort in Hahnenklee. In kleinen Klassen unterrichten Lehrkräfte mit sonderpädagogischen Zusatzqualifikationen, um dem Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnangebote gerecht zu werden. Heute befindet sie sich unter dem Namen Amalie Löbbecke-Schule als Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung im Goslarer Stadtgebiet.

2012 - Stetige Weiterentwicklung

Ein Jahr der Veränderung: Christiane Redecke übernimmt den Vorstandsvorsitz und gestaltet die strategische Ausrichtung unter neuen Maximen. Verantwortliches Wachstum, Transparenz und Partizipation der jungen Betreuten werden zu Leitgedanken, die die Stiftung bis in die Gegenwart tragen.

Sichtbar wird die Entwicklung auch nach außen. Ein neues Logo zeigt Figuren in verschiedenen Farben und betont die menschliche Individualität. Auch das Motto „Erkennen. Verstehen. Begleiten.“ greift diesen Gedanken auf und stellt die Ressourcen des Einzelnen in den Mittelpunkt.

2019 - Umzug des Geschäftssitzes

Der Hauptsitz zieht von Goslar nach Wolfenbüttel, sozusagen in die Mitte. Schließlich erstrecken sich die Wohn-, Bildungs- und Betreuungsangebote der Stiftung mittlerweile von Bad Bodenteich in der Lüneburger Heide über die Region Braunschweig bis in den Harz. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Hochschule Ostfalia, Einrichtungen der Lebenshilfe und des Deutschen Roten Kreuzes sowie einer Ausbildungsstätte des Diakonie-Kollegs trägt die Stiftung zur Erweiterung eines großen

Bildungs- und Sozialcampus bei. Am neuen Standort entstehen zeitgleich noch ein spezialisiertes Wohnangebot sowie der Neubau der Dr. David Mansfeld-Schule.

2023 - Die Stiftung im Jubiläumsjahr

Seit 190 Jahren stehen Begleitung und Förderung von Menschen mit Unterstützungsbedarf im Mittelpunkt aller Stiftungsaktivitäten. Eine lange Tradition, die dem Fortschritt keinesfalls im Weg steht. Gesellschaftliche Entwicklungen und die Herausforderungen der Neuzeit schaffen veränderte Bedarfe, verlangen Mut zur Veränderung sowie die Übernahme von Verantwortung. Schließlich werden heute etwa 250 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durch fast 500 Mitarbeitende in differenzierten Wohnangeboten und eigenen Schulen gefördert. Der Inklusionsgedanke wird gelebt: Immer mehr der Betreuten besuchen öffentliche Schulen, werden in der Berufsbildung begleitet und wechseln in ambulante Wohnformen. Und die Geschichte geht weiter. Eine Satzungsänderung aus dem Jahr 2021 eröffnet die Möglichkeit, die Kompetenzen der Stiftung auch in der Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen sowie in Leistungen im Rahmen von Pflegeversicherung und Sozialhilfe wirksam werden zu lassen.

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